im Newsletter von Dr. Gunter Bleibohm und Harald Hoos
Liebe Freunde der Tiere,
Bereits seit einem halben Jahrhundert prognostiziert die Wissenschaft, von Jahr zu Jahr dringender, dass ohne entschiedenes und koordiniertes weltumspannendes Gegensteuern unter den gegebenen Wachstumsannahmen immer mehr politische, ökologische und ökonomische Strukturen partiell oder in Gänze zusammenbrechen und Krisen sich synergistisch verbinden werden. Ein chaotischer Dominoeffekt, eine Metakrise, droht weltweit.
Rahmenbedingungen weltweit
Der Artenrückgang beschleunigt zusätzlich in einem Rückkopplungsprozess die Verwüstung des Planeten, die den verbleibenden Menschenmassen künftig nur noch ein Vegetieren in einer reinen Menschenwelt mit genormten Landschaften, Industrienahrung, rechtlosen Massengesellschaften unter strengster Kontrolle und Meinungsdiktatur, erlaubt. An diesem Punkt wird auch der Mensch zum entmündigten Wesen degradiert werden, kulturelle und geschichtliche Wurzeln und Bindungen verloren haben, sklavenähnlich in Superstädten als vielstellige Nummer wohnen, seiner Arbeit in anonymen Industriekomplexen nachgehen, genormte und industriell gefertigte Nahrung erhalten, verpestete Luft atmen, gefilterte und selektierte Informationen hören, lesen und sehen und allerorten elektronisch kontrolliert und überwacht sein.
Folgerungen
Die geschilderten Rahmenbedingungen setzen sich aus zahlreichen Einzelkomponenten zusammen, die sowohl lokal als auch global vorhanden sein können und zum überwiegenden Teil inzwischen irreversibel und nicht mehr zu ändern sind.
Das Zusammenwirken dieser Einzelkrisen, die sich meist synergistisch verstärken und aufschaukeln, führt aktuell zu einer Meta- oder Megakrise für den Planeten Erde, welche in ihrer Dimension, in ihrer Wirkung und in ihrer Entwicklungs- und Veränderungsgeschwindigkeit sowohl jegliche historische Dimension sprengt, als auch die Handlungsmöglichkeit eines einzelnen Landes übersteigt.
Ein Kollabieren der meisten Einzelsysteme in dem überschaubaren Zeitraum dieses Jahrhunderts ist wahrscheinlich, aber möglicherweise noch partiell korrigibel.
Ein Systemzusammenbruch auf Metaebene führt allerdings zu chaotischen Prozessen, welche die Überlebensfähigkeit a l l e r Lebewesen des Planeten gefährdet, wenn nicht gar unmöglich macht.
Betrachtet man vorstehend geschildertes Szenario der Einzelkrisen in seiner Gesamtheit, lässt sich die Situation des Planeten mit zwei Zügen vergleichen, die auf dem gleichen Gleis einander entgegen rasen. Der eine Zug repräsentiert das Wachstum der menschlichen Bevölkerung, der andere Zug den Ressourcenrückgang, die Vernichtung von Wald, Ackerland und Meer, kurzum die anthropogene Vernichtung der umgebenden Natur. „Indem die Natur den Menschen zuließ, hat sie vielmehr als einen Rechenfehler begangen: ein Attentat auf sich selbst“ schreibt der Philosoph Cioran – der Mensch, der Amokläufer der Evolution.
Die endliche Welt ist in ihrer Tragfähigkeit von menschlichen Lebewesen naturgemäß begrenzt, denn so wie man in eine Badewanne nicht beliebig viel Wasser einfüllen kann, genau so wenig kann die Erde unbegrenztes Bevölkerungswachstum verkraften. Eine Ächtung von Geburten findet trotzdem weltweit nirgends statt. Eine grundlegende zeitliche Verschiebung der geschilderten Situation wäre nur über einen konsequenten u n d weltweiten Antinatalismus, also über die Umsetzung der lebensachtenden Ethik der Nachkommenslosigkeit, gepaart mit einer stringenten Hinwendung zur Vernunft und der Ächtung jeglicher Gottesidee, zu erreichen. Diese Forderung ist jedoch nicht realisierbar, somit sind die letzten Bremsklötze gefallen, die den Absturz alles Lebenden ins apokalyptische Chaos auf diesem Planeten verhindert hätten.
Globaler Ausblick
Das Thema des herannahenden Chaos ist seit fast 50 Jahren auf der Tagesordnung unterschiedlichster Gremien und Länderregierungen. Zu erkennen sind minimale Veränderungen, die allerdings weder den globalen Krisen-Tsunami aufhalten noch verhindern. Alle Maßnahmen sind bisher länderspezifisch angelegt und somit global wirkungslos; es ist nicht gelungen, ein gemeinsames weltumgreifendes Handeln und Gegensteuern auf nur einen der Krisenbrennpunkte zu initiieren.
Die Politik, insbesondere die „demokratisch“ angelegte Politik, ist handlungsunfähig, da in Kompetenz und Änderungswillen überfordert und wird letztlich nur durch das Kurzfristziel des nächsten Wahltermins determiniert. Ansätze der Änderung scheitern an Experten-Kontroversen mit bezahlten Gegenexperten verschiedenster Interessengruppen und selbst für den potentiellen Konsensfall ergibt sich nach demokratischem Prinzip immer eine Verwässerung der Ursache-Wirkungskette. Das Krisenrad dreht sich schnell, dreht sich immer schneller, dreht sich synchron zum Bevölkerungswachstum. Die ungebremste Vermehrung der Menschen wird als Handlungsparameter nicht in die Überlegungen einbezogen, ist ein Tabu.
Wachstum ist nach wie vor das Gebot der Stunde, Wachstumskrisen werden mit Wachstumsbeschleunigungs-Gesetzen bekämpft, die Feuerwehr löscht mit Benzin!
Menschheit, Tierwelt und die gesamte belebte Natur schauen in den Abgrund, in die Hölle der Metakrise, in das Auge des Infernos. Ein Abwenden des globalen Zusammenbruchs wird und kann es nicht geben; die Aufzählung weniger Eckpunkte genügt zur Verdeutlichung.
In einer endlichen Welt, auf der Wachstum Handlungsmaxime ist, werden die Grenzen des Planeten, seine Tragfähigkeit – auch bei langsamstem Wachstum! – immer erreicht werden. Ob in 50 Jahren, ob in 500 Jahren – alles wird dieser Grundlogik unterliegen, mit der Folge, dass spätestens zu diesem Zeitpunkt für jeden Neuankömmling auf dem Planeten ein bereits Existierender den Platz räumen muss.
Niemand wird seinen Platz freiwillig räumen. Verteilungs- und Überlebenskämpfe sind die Folge, Stärkere vernichten gnadenlos Schwächere, ein globaler Krieg ums Überleben entbrennt.
Regionen, die bis in unsere Tage noch von der steigenden Menschenflut verschont sind, werden in kürzester Zeit überschwemmt werden. Es wird ein globales, rechtloses Menschenmeer geben. Im Zuge dieser noch unvorstellbaren Völkerwanderung werden letzte Naturreste vernichtet werden, die Vielfalt des Lebens auf der Erde wird sich fast ausschließlich auf den Menschen reduzieren.
Tiere, die der Menschheit von Nutzen sind, werden unter grausamsten Bedingungen für den Konsum versklavt, Wildtiere werden mangels Lebensraum ausgelöscht werden.
Der Mensch nimmt den Platz der Tierwelt ein und wird als rechtlose, anonyme Masse von Nummern in anonymisierten und kontrollierten Städten ein elendes Dasein fristen. Sein Leben, seine Kultur wird wertlos; auch auf ihn wird dann das Grundaxiom zutreffen, dass alles, was im Überfluss vorhanden ist, wertlos, bedeutungslos wird.
Durch die Jahrhunderte aufgebaute und anerzogene kulturelle Hemmungen des Tötens, Raubens und Mordens werden für das persönliche Überleben wie eine Maske abgenommen, eine Maske, hinter der sich das Raubtier „Mensch“ zeitweise der Halluzination seiner Auserwähltheit, seiner Erhabenheit, hingab. Seine immanenten tierischen Instinkte werden wieder aktiviert.
Mit technologischer Raffinesse werden Überlebenskämpfe – jeder gegen jeden – solange geführt, bis schließlich die zu Neige gehenden Ressourcen, der gestiegene Meeresspiegel, die verkarsteten Landstriche, der fehlende Lebensraum auch diesem letzten Aufflackern ein Ende setzen. Im Strudel dieses Taifuns wird die anthropofugale Perspektive Realität, alles nähert sich dem Anorganischen, Mineralischen und Kristallinen an, bis nach einer Übergangszeit aus den überlebenden Mikroorganismen neues Leben entsteht, der Kreislauf des Leides, des Todes erneut beginnt.
Die Realisierung dieses Szenarios hat eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit. Ein Abwenden der Apokalypse würde nämlich bedeuten, dass eine umgehende, weltweite Aufgabe der Wachstumsideologie erfolgen müsste. Selbst wenn dieser unwahrscheinliche Fall im ökonomischen Bereich unter anderem durch ein Ende des Kapitalismus realisiert werden könnte, ist ein g l o b a l e s Umdenken im menschlichen Fortpflanzungsverhalten nicht zu erwarten.
Herzliche Grüße
für pro iure animalis
Dr. Gunter Bleibohm und Harald Hoos