"Deshalb umwirbt er das Wahlvolk mit populären Vorschlägen. Seine neueste Forderung: Vegetarische oder vegane Lebensmittel dürften sich künftig nicht mehr mit Bezeichnungen wie Wurst oder Schnitzel schmücken. Dies sei „komplett irreführend“ und verunsichere die Konsumenten."
"Doch den Verbraucherschutz bringt Schmidt damit kein Stück weiter. Als wenn tatsächlich auch nur ein Kunde irrtümlich eine „vegetarische Currywurst“ gekauft – und zu Hause enttäuscht festgestellt hat, dass sie kein Fleisch enthält. So dumm ist nun wirklich kein Konsument. Mit dem gleichen Argument müsste der Minister dann auch die Fleischtomate verbieten. Es ist ihm offenbar auch noch nicht aufgefallen, dass in seiner bayerischen Heimat Leberkäse angeboten wird, der weder Leber noch Käse enthält."
"Das zeigt: Dem Minister geht es weniger um Produktklarheit, er bedient publikumswirksam Vorbehalte in einigen Bevölkerungsschichten gegen vegane Ernährung – und das auf Stammtischniveau. Seine Botschaft: Beschmutzt mir nicht das gute deutsche Schnitzel mit dem Etikett vegetarisch oder gar vegan. Wie ideologisch aufgeladen sein angeblicher Kampf für Bürgerrechte und Gesundheit ist, zeigt eine zweite Forderung von ihm im gleichen Interview: In deutschen Kindergärten und Schulen gehöre regelmäßig Schweinefleisch auf den Speisezettel. Natürlich begründet er das auch mit dem Wunsch nach einer ausgewogenen Ernährung. Doch seine Forderung bezieht sich ausdrücklich auf den vermeintlichen Kniefall vor den Essgewohnheiten der steigenden Zahl von muslimischen Kindern. Der Beifall am rechten Rand darf ihm gewiss sein."
"Immerhin ist sein Vorgehen konsequent. Denn durch seine ganze bisherige Amtszeit zieht sich ein roter Faden: Der frühere Verteidigungsexperte der CSU sieht sich offenbar als Sturmgeschütz der deutschen Fleischindustrie."
"Offenbar verwechselt der Minister Politik mit Lobbyarbeit – und das führt zu einer bedenklichen Schieflage in seiner Arbeit."
Anmerkung:
Die Boshaftigkeit von Schmidt ist unerträglich.
"Niemand hat je bezweifelt, dass es um die Wahrheit in der Politik schlecht bestellt ist, niemand hat je die Wahrhaftigkeit zu den politischen Tugenden gerechnet. Lügen scheint zum Handwerk nicht nur des Demagogen, sondern auch des Politikers und sogar des Staatsmannes zu gehören." - Hannah Arendt (aus ihrem Essay "Politik und Wahrheit")