Die Schlange von Kunden vor dem kleinen Marktstand verkleinert sich. Männer und Frauen verlassen ihn mit Plastikbeuteln in denen sich jeweils zwei oder drei Karpfen befinden. Sie verschwinden in der Tiefe des Marktes und setzen ihre Weihnachtseinkäufe fort. Sie schwingen die Plastikbeutel mit den Fischen in ihren Händen oder stecken sie in ihre Taschen zusammen mit Kartoffeln und Karotten.
Die Schlange am Marktstand endet. Ein blondes Mädchen ist die letzte Kundin. Der Behälter, der eben noch randvoll mit lebenden Karpfen war, ist nun fast leer. Dort liegt er, flach auf der Seite in dem leeren Behälter und schnappt mit seinen Kiemen nach Luft. Joseph. Er versucht so laut zu schreien wir er kann. Seine Lippen bewegen sich, aber niemand hört ihn.
Joseph wird noch viele Stunden leiden. Er wird in einem Plastikbeutel ohne Wasser gesteckt, verkauft und nach Hause geschleppt. Joseph ist fast bewusstlos als man ihn schließlich in eine halbvolle Badewanne setzt. Wasser, endlich! Doch Joseph hat Angst, weiß nicht wo er ist und versteht nicht was er hier soll. Für die Kinder wird er in den kommenden Tagen ein willkommenes Spielzeug sein. Seine stummen Schreie hören sie nicht. Schließlich wird Joseph vom vermeintlich mutigsten Mitglied der Familie mit einem Küchenmesser enthauptet – und als Weihnachtsessen serviert.
Der Karpfenhändler ist bereit Joseph in einen Plastikbeutel zu packen, aber das Mädchen ist nicht zum Einkaufen gekommen. Sie fotografiert den armen Fisch, den der Verkäufer in seinen Händen hält. Ihr Name ist Iwona und sie ist im Auftrag von Animals’ Angels hier.
Iwona ist das Schicksal der Fische nicht gleichgültig. Sie und ihre Kollegen Magda und Pawel geben dem Fisch Jospeh seinen Namen und erzählen Ihnen heute seine Geschichte. Jospeh ist einer von Millionen Karpfen, die jedes Jahr lebend in Polen als Weihnachtsdelikatesse verkauft werden.
Das polnische Gesetz untersagt eindeutig den Verkauf von lebenden Fischen ohne Wasser. Dennoch ist es gängige Praxis. Im Auftrag von Animals’ Angels dokumentieren Iwona und ihre Kollegen von Viva! Polen kontinuierlich das Leiden von Fischen und ziehen Verkäufer und Ladenbesitzer zur Verantwortung. Die strafrechtliche Verfolgung ist beschwerlich und langwierig. Die Behörden greifen nicht genügend durch. Doch die Fische sind nicht mehr alleine. Nächstes Weihnachten sind wir wieder da – so lange bis der Verkauf von lebenden Karpfen endgültig verboten ist.
https://www.animals-angels.de/news/tier-des-monats/maerz-joseph.html