Eine Ernährung, die auf Wurst, Schinken und Bratkartoffeln beschränkt war, führte laut einer 2019 in den Annals of Internal Medicine veröffentlichten Fallstudie zu einem Verlust des Sehvermögens bei einem Teenager. Die Wissenschaftler untersuchten den Fall eines 14-jährigen Jungen mit normalem Gewicht, der (für die heutige Jugend gar nicht so) ungewöhnliche Essgewohnheiten und Müdigkeit aufwies. Dies behandelte der Arzt mit einer Ernährungsberatung und B12-Injektionen. Obwohl der Patient ausreichend Kalorien aus verarbeitetem Fleisch, Pommes und Wurst zu sich nahm, entwickelte er einen Hör- und Sehverlust, der sich im Laufe der nächsten zwei Jahre noch verschlimmerte. Die Ärzte stellten fest, dass seine Ernährung trotz eines normalen Gewichts nur aus verarbeitetem Fleisch und Bratkartoffeln bestand, was zu zahlreichen Mängeln wie Selen, Kupfer, B-Vitaminen, Vitamin D und zu einer niedrigen Knochendichte führte. Die Ärzte diagnostizierten bei ihm eine ernährungsbedingte optische Neuropathie, verursacht durch eine mangelhafte Ernährung.
Interessant ist an diesem Fall, dass der Teenager trotz omnivorer Ernährung genau die Mangelerscheinungen aufwies, die normalerweise von Pseudoexperten den Veganern zugeschrieben werden: Mangel an Selen, B-Vitaminen, Vitamin D und eine erniedrigte Knochendichte. Hier wird offenbar, dass Tierprodukte die Zufuhr dieser Nährstoffe offensichtlich gar nicht immer sicherstellen. Selen findet man besonders in Paranüssen und B-Vitamine in vielen pflanzlichen Nahrungsmitteln. Einzig Vitamin B12 ist tatsächlich ein „kritisches“ Vitamin bei veganer Ernährung und sollte deshalb unbedingt durch angereicherte Nahrungsmittel, Nahrungsergänzungsmittel oder eine B12-Zahncreme supplementiert werden. Vitamin D wird fast nur durch die Sonne in der Haut gebildet und sollte deshalb zumindest im Winter supplementiert werden. Auch dieser Fall zeigt wieder einmal, dass für der Sicherstellung einer ausreichenden Nährstoffversorgung es nicht darauf ankommt, ob man sich omnivor, vegetarisch oder vegan ernährt, sondern dass man sich vielfältig und abwechslungsreich mit vollwertigen unverarbeiteten Nahrungsmitteln ernährt. Der zusätzliche grosse gesundheitliche Wert einer abwechslungsreichen veganen Ernährung mit vollwertigen naturbelassenen Nahrungsmitteln besteht darin, dass man die vielen schädlichen Stoffe aus den Tierprodukten und damit deren verheerende Auswirkungen auf die Gesundheit vermeidet.
Es würde mich erstaunen, wenn dieser Fall eines fehlernährten omnivoren Jugendlichen genauso von der Presse aufgegriffen wird wie die Einzelfälle von falsch ernährten veganen Kindern, die mit einer gesunden veganen Ernährung nicht einmal etwas zu tun hatten.
Referenz: Harrison R, Warburton V, Lux A, Atan D. Blindness caused by a junk food diet. Ann Intern Med. Published online September 3, 2019