DR. MED.
HENRICH STIFTUNG
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Vegane Haustierfütterung – Ernährungsbericht „Golden Girls“

Die drei kleinen Hundeseniorinnen habe ich in 2012 im Trio im Alter von mindestens 12–16 Jahren aus dem Tierheim aufgenommen. Mit den drei „Golden Girls“ sollte mein Rüde Samuel Gesellschaft bekommen, dessen Partnerin mit ca. 15 Jahren im selben Jahr verstarb.

 

Offiziell bin ich die Hospizpflegestelle für die drei kleinen Omis, in der sie noch einen schönen Lebensabend haben sollen... die beiden Ältesten waren damals schon mindestens 15–16 Jahre alt, die Tierheimmitarbeiter schätzten sie noch älter. Alle drei Hündinnen haben Mammatumore. Die kleinste und älteste Omi hat den Bauch und die Brust voll mit grossen, schnell wachsenden, malignen Tumoren und Metastasierungen.

 

Da ich bereits vorher fünf meiner Hunde vegan ernährt hatte, und dabei vor allem die alten und kranken Hunde, die ich als Tierschutznotfälle aufnahm, von der gesunden, ausgewogenen veganen Hundeernährung profitieren konnten (siehe auch Ernährungsberichte „Alfi“ und „Greta und Samuel“), stand für mich außer Frage, dass ich auch den „Neuzugang“ vegan ernähren würde …

 

Glaubte ich jedenfalls … denn die alten Ladies machten mir vorerst einen Strich durch die [vegane] Rechnung, was ich bei meinen Hunden nun erstmalig erlebte, und auch noch nie von einem Hund gehört hatte. Sie mochten das vegane Essen nicht …

 

Ich hätte nie geglaubt, dass ein hungriger Hund eine gute vegane Mahlzeit ablehnt.

 

Die allermeisten Hunde, die ich kenne, nahmen vegane Hundenahrung sofort und problemlos an. Bei meinen eigenen Hunden war es bis dahin genauso, und ich konnte es mir anders auch nicht vorstellen.

 

Nun belehrte mich das Omi-Trio jedoch hartnäckig eines Besseren und brachte mich damit wirklich zur Verzweiflung …

 

Ich kannte mich inzwischen mit veganer Hundeernährung sehr gut aus, so möchte ich sagen, und ernährte meine Hunde ja auch bereits seit 6 Jahren vegan. Dennoch kam es so weit zum Eklat, dass 3 hungrige Hunde zwei Tage lang vor 6 gefüllten Tellern mit köstlichsten veganen Speisen saßen – und sie nicht anrührten!

 

Und für die [wenigen] HundehalterInnen, die in der gleichen verzweifelten Situation sind, schreibe ich diesen Ernährungsbericht, denn ich möchte Sie von Herzen bitten, in Augenblicken, in denen Sie am liebsten kapitulieren würden, GEBEN SIE NICHT AUF!

 

Alle meine drei kleinen „Härtefelle“ sind letztenendes Veganerinnen geworden, die ihr veganes Essen gerne mögen! Und Sie und Ihre Hunde schaffen das auch, auch wenn es vereinzelt in Ausnahmefällen nicht von heute auf morgen geht …

 

Bevor Sie aufgeben, denken Sie bitte noch einmal darüber nach, weshalb Sie vegan geworden sind … gleich, ob aus ethischen oder aus gesundheitlichen Gründen, sollte das dann nicht auch ebenso für Ihren Hund gelten?

 

Ich bin aus eigener langjähriger Erfahrung mit veganer Hundeernährung überzeugt, die Gesundheit Ihres Hundes wird Ihnen längerfristig eine positive Entscheidung für eine vegane Fütterung und für Ihr Durchhaltevermögen und Ihre Konsequenz danken …

 

Um es jedoch noch mal deutlich zu sagen, ich bin grundsätzlich immer für eine konsequente Umstellung auf veganes Hundefutter.

 

Fast alle Hunde nehmen dies auch problemlos sofort an, einige eher mäkelige Hunde nach wenigen Stunden oder einem Tag, es gibt kaum Hunde, die tagelang ihre Mahlzeiten verweigern, weil diese ab sofort vegan sind. Der Hund weiss dies nicht. Er möchte normalerweise nur Essen, das ihm schmeckt. Also finden Sie heraus, was Ihr Hund gerne mag!

 

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein Hund in der Regel auch keine „Übergangszeit“ benötigt, und man die Ernährung in Anpassung an die gewohnten Essgewohnheiten von heute auf morgen veganisieren kann.

 

Nachfolgend möchte ich noch ein paar Tipps für die Ernährungsumstellung extrem mäkeliger Hunde geben, bzw. die Hunde, die wie vormals meine Hundeseniorinnen, das vegane Essen verweigern:

  • Finden Sie heraus, was Ihr Hund gerne isst, und machen Sie ihm damit ggf. das „ungeliebte“ vegane Futter schmackhaft (bei meiner Hündin Leonie war das z.B. Honigmelone und NoMuh „Käse“ Rezent, bei meiner Hündin Fee war es veganer Aufschnitt/vegane Würstchen; über ihr Essen verteilt und damit vermischt, haben sie dann auch mal das vegane Essen probiert, und siehe an, es war dann doch irgendwie essbar)
  • Bieten Sie Ihrem Hund besondere Vielfalt an, auch wenn es Sie anfangs Mühe kostet und aufwändig ist; diese Mühe und den Aufwand haben Sie über einen überschaubaren Zeitraum, bis Sie herausgefunden haben, was Ihr Hund gerne isst und annimmt; danach wird die Fütterung deutlich einfacher!
  • Kaufen Sie Probierpackungen verschiedener Futtersorten, die Sie beinahe überall für ca. 2 Euro bekommen, wo es vegane Hundenährung gibt, und kaufen Sie Futter von verschiedenen Herstellern, um dem Hund Vielfalt anzubieten, und sein Lieblingsessen herauszufinden.
  • Kaufen Sie eine Dose „Vegedog“ (Nahrungsmittelzusatz für Hunde) und proben Sie Sich im Kochen kleiner Probierportionen, z. B. mit Quinoa, Reis, Nudeln, Hirse, Kartoffelstampf mit verschiedenem Gemüse, usw.
  • Geben Sie Melasse-Hefeflocken über die Mahlzeit, viele Hunde mögen diesen Geschmack sehr, oder bereiten Sie eine Sauce aus Melasse-Hefeflocken oder eine andere vegane Sauce zu, und geben Sie diese als Anreiz über das Essen (kann man später reduzieren; meine Hunde-Omi’s lieben ein bisschen dunkle Sauce über gekochtem Essen)
  • Bieten Sie Trockenfutter in verschiedener Konsistenz an, z.B. eingeweicht oder püriert und ggf. vermengt mit Gekochtem
  • Viele Hunde bevorzugen eine „suppige“ Konsistenz … meine inzwischen 18-jährige Hündin rührt kein veganes Nassfutter an, liebt es jedoch, wenn ich ihr daraus eine warme „Suppe“ zubereite (einfach mit warmem Wasser vermengen)
  • Für manche Hunde kann es ein Anreiz sein, wenn man ihnen ein Löffelchen vom veganen „Menschenessen“ über ihr Futter gibt.

 

Man könnte noch sehr viele Tipps geben, kann es aber auch zusammenfassen: Seien Sie kreativ wie ein Starkoch für Ihren Hund, und probieren Sie vieles aus! Wenn Sie einmal herausgefunden haben, was Ihr mäkeliger Esser gerne mag, wird die Fütterung ganz einfach, versprochen! Es ist bei diesen „Problemfellchen“ nur am Anfang aufwendig, aber die Mühe lohnt sich in vielfacher Hinsicht …

 

Ich hoffe, ich konnte Sie darin bestärken, Ihren veganen Weg gemeinsam mit Ihrem Hund zu gehen.

 

Viel Spaß beim veganen Experimentieren!

 

Carolina Kieckbusch