Sehr geehrte Frau Kötter-von Bargen,
der Webseite von Topagrar-online und anderen (http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Schulleiterin-entschuldigt-sich-fuer-MRSA-Warnung-1741279.html und http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Lehrerin-verteilt-Einspruch-Vordrucke-gegen-Stallbau-an-Eltern-1734640.html und http://www.noz.de/deutschland-welt/nordrhein-westfalen/artikel/559067/stall-neben-schule-rektorin-warnt-eltern-vor-mrsa#gallery&0&0&559067 und http://www.noz.de/deutschland-welt/nordrhein-westfalen/artikel/560605/nach-warnung-vor-mrsa-keimen-schulleiterin-entschuldigt-sich)
entnahm ich, dass Sie als Schulleiterin Ihrer Schule zum Widerstand gegen einen Schweinmaststall in unmittelbarer Nähe aufgerufen haben.
Ich möchte Sie zu Ihrer Zivilcourage ausdrücklich beglückwünschen und finde es schade, dass Sie aus disziplinarischen Gründen zu einer Entschuldigung gezwungen wurden. Was in der agrarindustriellen Landwirtschaft nicht nur in Deutschland passiert, ist ein Verbrechen an den Tieren, an unserer Umwelt und an den zukünftigen Generationen. Die Fakten sind nicht nur Ihnen, sondern auch den Agrar-Lobbyisten und den von Ihnen gefütterten Politik-Darstellern längst bekannt. Und selbst wenn möglicherweise nur ein kleinerer Teil der MRSA-Keime auf das Konto der Landwirtschaft gehen sollte (was definitiv nicht bewiesen ist!), ist der allgegenwärtige massive Antibiotikaeinsatz in den Mastställen dennoch völlig inakzeptabel. Und die Gülle-Medikamenten-Grundwasser-Problematik wird von allen Verantwortlichen komplett und noch erfolgreich verdrängt. Munter wird ein neuer Mega-Maststall nach dem anderen (in denen ausschließlich für den Weltmarkt produziert wird) genehmigt. Kurzsichtige und –fristige Profitinteressen sind das einzige, was in diesem Land noch zählt. Die kommenden Generationen werden es auszubaden haben.
Seien Sie versichert, Sie sind nicht allein mit Ihrer Einstellung (z. B. http://netzfrauen.org/2015/03/24/skandal-proteste-gegen-schweinestall-schulleiterin-wird-amtsmissbrauch-vorgeworfen/). Weiterdenken als bis an den eigenen Tellerrand erfordert nicht nur ein zumindest gewisses Maß an Intelligenz, sondern auch Mut. Und wenn ich die Kommentare auf der Topagrar-Webseite lese, wird klar, dass zumindest ersteres bei manchen Kommentatoren nicht in ausgeprägtem Maße vorhanden ist. Aber da gibt es ja schon lange das Sprichwort vom Bauern mit den dicken Kartoffeln ...
Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht. Das Zupflastern unseres Landes mit Massenmastställen ist definitiv moralisches und ökologisches Unrecht. Bleiben Sie standhaft! Sie dürfen diese Mail gern Ihren Kollegen und anderen, vor allem Ihren Vorgesetzten zeigen.
Mit freundlichen Grüßen
Prof. Dr. Klaus Hamper
PS: Wir befinden uns mitten in einer Periode des großen Artensterbens, dennoch sind die meisten Menschen blind dafür. Sie sind so beschäftigt mit ihrem trivialen Zirkus, den anthropozentrischen Zeitvertreiben, Sport, Kunst, Klatsch, Politik, Wein, Essen und Unterhaltung. Die Menschen fiedeln, während die Erde brennt. Captain Paul Watson, www.seashepherd.de
PPS: An allem Unrecht, das geschieht, ist nicht nur der Schuld, der es begeht, sondern auch der, der es nicht verhindert. Erich Kästner, Das fliegende Klassenzimmer