DR. MED.
HENRICH STIFTUNG
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Interessanter Bericht über eine «Picky Eater» Studie

«Aber er hatte schlicht kein Bedürfnis nach Industriezucker (da er ihn nicht kannte) und wir klopften uns auf die Schultern und lobten uns: Mensch, dass das so gut läuft mit dem Gemüse und so – wer hätte das gedacht?»

 

«Das plötzliche Ablehnen bekannter und die Verweigerung unbekannter Lebensmittel ist bei 3- bis 6-Jährigen keine Seltenheit, nein, sogar eher die Regel.»

 

«Nun, der Knoten platzte nicht. Dafür regelmäßig meine Hutschnur – denn, wenn es nichts gab, was ihm zusagte, aß der Junge eben nichts. Und ihn mit leerem Magen ins Bett zu schicken, das fühlte sich für uns dann doch zu sehr nach „schwarzer Pädagogik“ an.»

 

«So kochte mein Mann also fortan beinahe jeden Tag ein Backup-Gericht (meistens Nudeln mit Tomatensoße, ohne sichtbare Gewürze!) – und ich bin sehr froh darüber, dass ihm dieser Teil der Care-Arbeit zukommt. Denn ich könnte das konstante Verschmähen meiner Speisen nicht so achselzuckend hinnehmen wie er. Ja, richtig gelesen – KONSTANT. Wir leben jetzt seit fünf Jahren mit einem kleinen Picky Eater am Esstisch. Meine Hoffnung, das würde sich bald „auswachsen“ hat sich (bisher) leider nicht bewahrheitet. Immerhin: Die Regel, dass jedes Essen zumindest probiert werden muss, konnten wir mittlerweile etablieren. Aber die „Erfolgsquote“ ist doch eher mau; meist wird pflichtbewusst eine winzige Gabelspitze gekostet und dann vehement die Ungenießbarkeit verlautbart.»

 

«Ob das die richtige Strategie ist? Ich weiß es nicht. In Ratgebern erfährt man, dass die sogenannte „Extrawurst“ keine gute Idee ist – und das einseitige Ernährungsverhalten eher manifestiert.»

 

«Aber irgendwann drängelt sich die gemeine Schuldfrage doch an die Oberfläche und man denkt sich: Was genau haben wir falsch gemacht, dass der kulinarische Horizont des Juniors auf vier Gerichte (davon zwei Süßspeisen) beschränkt scheint?»

 

«So lässt sich zumindest das im Fachmagazin Journal of Child Psychology and Psychiatry veröffentlichte Studienergebnis interpretieren. Demnach sind genetische Faktoren zu 60 % für wählerisches Essverhaltens bei Kindern im Alter von 16 Monaten verantwortlich, bei Kindern zwischen drei und 13 Jahren steigt der Einfluss der Gene sogar auf 74 %. Dazu passt, dass sich das Essverhalten wählerischer Kinder laut Studie über die Zeit kaum verändert. Es wurde ein leichter Höhepunkt im Alter von etwa sieben Jahren beobachtet, gefolgt von einem leichten Rückgang. Insgesamt blieb das Verhalten jedoch zwischen 16 Monaten und 13 Jahren relativ konstant.»

 

«Denn auch wenn die Gene den wohlmöglich größten Einfluss haben: Sie sind kein Schicksal, dem man sich ergeben muss – so sagt es Dr. Zeynep Nas, Verhaltensgenetikerin am University College London. Die Studie zeigte nämlich auch, dass das Essverhalten in der Familie oder innerhalb des Freundeskreises durchaus von Bedeutung ist. Die Flinte ins Korn zu werfen, ist also keine Option: Stattdessen auf gemeinsame Familienmahlzeiten setzen und beharrlich eine Vielfalt an Lebensmitteln anbieten. Damit könne man – so die Forschenden – durchaus gegensteuern, insbesondere im Kleinkindalter.»

 

Anmerkung: Die Genetik spielt zwar eine Rolle, entscheidend sind aber letztlich doch die Eltern. Wenn ich als Erziehungsberechtigter Süssigkeiten und Ersatzgerichte anbiete, dann brauche ich mich nicht zu wundern, wenn ein «Picky Eater» resultiert. Süssigkeiten sind dann okay, wenn sie mit Trockenfrüchten gesüsst wurden. Das tägliche Familienessen muss natürlich eine gewisse Auswahl bieten, damit das Kind auch auswählen und probieren kann. Notfalls muss ein Kind auch einmal hungrig ins Bett. Denn es kann nicht sein, dass ein Kind mit ungesunden Nahrungsmitteln vollgestopft wird.

 

https://www.eltern.de/gesundheit-ernaehrung/essen-trinken/-picky-eater--studie--warum-essen-einige-kinder-so-waehlerisch--13900912.html