«Am Ende haben sie sich gegenseitig gefressen. 300 Mastschweine hatte ein 64 Jahre alter Bauer in Hilter am Teutoburger Wald eingestallt – und dann rund zwei Monate lang nicht gefüttert. Als zwei Amtstierärzte des Landkreises Osnabrück den Stall am 26. November 2021 betreten, finden sie tote Schweine „in unterschiedlichem Verwesungszustand“. Vier Tiere leben noch, ihnen geht es aber so schlecht, dass sie bald darauf sterben beziehungsweise getötet werden müssen. Von einigen Tieren waren nur noch die Knochen übrig. Daraus schlossen die Veterinäre, dass es zu Kannibalismus gekommen sein musste.»

«Wie das passieren konnte, kann der Landwirt auch mehr als sieben Monate nach dem Fund der Kadaver in seinem Stall nur schwer in Worte fassen. Er sei arbeitsmäßig überlastet gewesen, habe die Fütterung der Schweine aufgeschoben, „machste heute Abend“, „machste morgen“, dann irgendwann ganz vergessen, sagt er vor Gericht. „Die Schweine waren irgendwie aus meinem Bewusstsein raus.“ Der Mann ist ziemlich übergewichtig, sein helles kariertes Hemd spannt sich über den mächtigen Bauch, seine schütteren Haare wirken hinten zu lang, etwas ungepflegt.»

«Die Rinder aber, so der Gutachter weiter, hätten für den Landwirt möglicherweise einen anderen Stellenwert gehabt, weshalb er sie weiter betreute.»

«Der hohe Druck könne Depressionen oder Burnout auslösen. Oft kämen noch familiäre Belastungen wie Scheidungen dazu. „Irgendwann fangen die Leute an, sich selber zu vernachlässigen. Und irgendwann vernachlässigen sie auch ihre Tiere. Nicht nur das geschundene Vieh, sondern auch die Menschen sind die Leidtragenden.“»

«Er wolle sowieso in Rente gehen und zu seiner Tochter ziehen, hatte der Landwirt aus dem Teutoburger Wald gleich zu Beginn seiner Gerichtsverhandlung erklärt.»

«Das Amtsgericht hat ihn nun zu einer Geldstrafe von 9.100 Euro verurteilt. Er muss außerdem die Gerichtskosten tragen und ein Vermögen im Wert von rund 12.000 Euro wird eingezogen – die Höhe der Futterkosten, die er „eingespart“ hat.»

Anmerkung: So läuft das. Der Täter geht in Rente und erhält eine Bagatellbusse. Und die Gesellschaft bezieht weiter ihr billiges Fleisch aus einem System, das systemimmanent grausam ist und immer mit einem Massenmord endet. Zugegeben, 300 Tiere verhungern zu lassen ist schon verrückt und pervers, zumal der Bauer einfach die Massenermordung im Schlachthof hätte veranlassen können. Aber warum sollte das System seinen Erfüllungsgehilfen hart bestrafen, nur weil er etwas grausamer war als üblich?

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