„Der Fall des mutmaßlich angeschossenen und anschließend von einer Jadhundemeute gehetzten Fuchses in Kerschlach dokumentiert für alle sichtbar, was in der Treib- und Drückjagdsaison an der Tagesordnung ist. Wäre das Füchslein im Wald gestellt und dort umgebracht worden – wie es vielen seiner Artgenossen ergeht -, hätte niemand davon erfahren.
In der Art und Weise, wie die Jäger diesen Vorfall nun herunterspielen, wird deren Gesinnung deutlich: Man bedauert nicht etwa, dass der Fuchs angeschossen und in Todesangst von der Hundemeute völlig unkontrolliert und außerhalb des Drückjagdgebiets gehetzt und attackiert wurde. Man bedauert nicht, dass er leiden und in Panik und großen Schmerzen um sein Leben laufen musste, bevor er schließlich doch getötet wurde. Man bedauert lediglich, dass „Außenstehende den Vorfall in Kerschlach hätten miterleben müssen“. Das sei „unschön“, aber etwas „was dort stattgefunden hat“, sei nicht gesetzeswidrig und „in Ordnung“. Hier fehlt jegliches Mitgefühl, Einsehen oder Schuldbewusstsein; es geht den Jägern lediglich um ihr Image. Das Handeln wird nicht hinterfragt und solange kein “Außenstehender“ Zeuge dessen ist, was die Jäger so treiben, stört es offenbar auch niemanden.
Nun, wir finden es – wie wahrscheinlich die allermeisten empathiefähigen Menschen – absolut nicht "in Ordnung", was diesem Fuchs angetan wurde, von der potentiellen Gefahr für Anwohner und Haustiere einmal abgesehen. Zu behaupten, die Jäger hätten im Sinne der Allgemeinheit gehandelt, und dieses Massaker auch noch mit der Bekämpfung des Fuchsbandwurms rechtfertigen zu wollen, ist an Unverschämtheit kaum noch zu übertreffen. Wissenschaftliche Studien – wie jüngst ein mehrjähriger Versuch in Frankreich – zeigen vielmehr, dass intensive Bejagung die Ausbreitung des Bandwurms sogar fördert (!).
Bei den Behauptungen der Jäger geht es letztlich nur darum, ein Alibi für die ebenso grausame wie sinnlose Hatz auf den Beutekonkurrenten Fuchs zu generieren – und von den wahren Motiven für die (Hobby-)Jagd abzulenken. Wer einmal einen Blick in die großen deutschen Jagdzeitschriften wirft, in denen Jäger stolz mit ihrer blutigen Beute posieren, kann erahnen, worum es diesen dabei wirklich geht.
Nein, der Skandal besteht nicht darin, dass jemand die grausamen Bilder in Kerschlach mit ansehen musste, sondern darin, dass es sie überhaupt gibt. Die Empörung über den Vorfall zeigt zumindest, dass immer weniger Menschen bereit sind, die durch Hobbyjäger verursachte sinnlose Tierquälerei sprach- und tatenlos hinzunehmen.
Mit freundlichen Grüßen,
Dag Frommhold, Daniel Peller, Heidrun Heidtke, Lovis Kauertz“
„Die Jagd ist eine Nebenform menschlicher Geisteskrankheit.“ - Prof. Dr. Theodor Heuss, 1. Präsident der Bundesrepublik Deutschland