Zuerst lesen Sie den Text des Artikels in Anführungszeichen, dann jeweils mein Kommentar dazu:
„Ist eine vegane Diät gesund oder gefährlich?
Zugegeben: Viele Menschen profitieren vom Wechsel zu einer vegetarischen oder veganen Diät: Oft liegt der Grund aber bloss darin, dass ihre bisherige Diät noch ungesünder war.“
Kommentar: Das ist eine unsinnige Behauptung aus dem Blauen heraus, die jeder Grundlage entbehrt.
„Wenn man weiss, wie es in den Tierfabriken unserer Nahrungsmittelindustrie zu- und hergeht, versteht man, dass viele Menschen eine vegane Diät bevorzugen – auch weil man sich vor Hormonen, Antibiotika und Stresshormonen schützen will. Zudem ist eine pflanzenbasierte Kost viel umwelt- und ressourcenschonender. Doch ist vegan auch gesund?
In seinem neuesten, fast 600 Seiten dicken Wälzer «How not to Die» (wie man nicht stirbt) zerschmettert Dr. Michael Greger, der wohl bekannteste Veganer der USA, sämtliche Argumente gegen die vegane Diät. Greger betreibt seit sechs Jahren die beachtete Webseite NutritionFacts.org und hat mit seinem Team schon zehntausende von einschlägigen Studien ausgewertet und in rund sechsminütigen YouTube-Filmen auf den Punkt gebracht. Er ist nicht nur ein akribischer Forscher sondern auch ein forscher Formulierer.“
Kommentar: Dr. Greger ist ein Arzt, der sich ausschliesslich auf wissenschaftliche Studien beruft. Seine Integrität ist unbestreitbar.
„Also alles paletti auf dem Teller der Veganer? Eher nicht. Denise Minger, eine andere bekannte, wenn auch weit weniger fleissige Bloggerin, hat Gregers Buch gelesen und ein beunruhigendes Muster festgestellt. Zwei Beispiele mögen das illustrieren. Erstens Oxalate. Sie sind in vielen Pflanzen wie etwa Spinat oder rote Beete enthalten. Sie können sie Aufnahme wichtiger Spurenelemente erschweren und sie fördern die Bildung von Nierensteinen. Greger «widerlegt» dieses Argument der Vegan-Kritiker mit dem Hinweis auf eine Studie aus der hervorgeht, dass das Risiko von Nierensteinen bei mässigem Fleischkonsum kleiner ist als bei einer veganenen Diät, aber bei hohem Fleischkonsum stark ansteigt. Greger zitiert die Studie so: «Subjekte, die gar kein Fleisch assen, hatten eine geringeres Risiko, Nierensteine zu entwickeln als Fleischesser. Je mehr Fleisch, desto grösser das Risiko.» Das ist zwar nicht richtig gelogen, erweckt aber bewusst einen falschen Eindruck.“
Kommentar: Denise Minger ist nach eigenen Angaben eine „professionelle Puppenspielerin“ ohne jegliche wissenschaftliche Ausbildung. Es ist bezeichnend, dass der Autor des Artikels einen Laien gegen einen anerkannten, über jeden Zweifel erhabenen Experten wie Greger aufführt. Wenn man sich abwechslungsreich ernährt, dann spielen Oxalate überhaupt keine Rolle. Hinsichtlich der Nierensteine sind die Fakten klar und bedarf daher keines weiteren Kommentars.
„Das Oxalat-Argument ist nicht wirklich matchentscheidend. Wichtiger ist die Frage ALA, EPA oder DHA. Alle drei sind Omega-3-Fette, wobei ALA (Linolensäure) die vor allem in Pflanzen vorkommende Vorstufe von (tierischem) EPA und DHA (Docosahexaensäure) ist. Letzere findet sich insbesondere in Fischölen und auch im Eigelb. Während ALA als Energieträger dient, wird DHA in die Zellwände eingebaut und ist vor allem für die Entwicklung des (sehr fettreichen) Gehirns unerlässlich, es reguliert den Blutdruck und die Herzfrequenz. Vor allem werdende und stillende Mütter sind auf (mindestens 200 Milligramm DHA pro Tag angewiesen. Unser Körper kann zwar DHA aus pflanzlicher Linolensäure theoretisch selbst herstellen, aber die Ausbeute ist mit rund 0,5 Prozent sehr gering.
Geht es also ohne Fischöl oder Eigelb? Laut Greger kann man aus aus Leinsamen genügend Omega-3-Fette gewinnen können. Er stützt diese Thesen mit einer Meta-Studie (Auswertung vieler Studien), wonach die Forscher keinen Beleg dafür gefunden haben, dass der Konsum von Fischöl die allgemeine Sterblichkeit oder das Risiko eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls senkt. Doch diese Studie gilt es sehr fragwürdig. Erstens werden hier nur Beobachtungsstudien - im Gegensatz zu klinischen Studien - ausgewertet. Ursache und Wirkung könne also nur sehr ungenau gemessen werden. Zudem konsumierten die Teilnehmer im Schnitt nur 1,5 (statt der normalerweise empfohlenen 3) Gramm Fischöl. Und drittens wurden nur sehr deutliche Verbesserungen als relevant erachtet. Andere Studien zeigen, dass Fischöl, bzw. DHA die Gesamtsterblichkeit und das Krebsrisiko deutlich (um etwa 20 Prozent) senken. Greger hat offenbar einen alten Trick angewandt: Unter den Hunderten von Studien, die es inzwischen zu jeder denkbare Fragestellung gibt, findet man immer eine, die passt, oder gar absichtlich passend gemacht wurde.“
Kommentar: Es gilt mittlerweile als sicher, dass der Körper genügend EPA und DHA aus ALA (Alpha-Linolensäure) synthetisieren kann. Voraussetzung dafür ist, dass nicht zu viele Omega-6-Fettsäuren aufgenommen werden, die das gleiche Enzym benötigen und daher die Umwandlung der Omega-3-Fettsäuren behindern können. Genau deshalb sollte man möglichst keine Öle aufnehmen, die reich an Omega-6-Fettsäuren sind, wie z.B. Maiskeimöl, Sonnenblumenöl, Distelöl usw. Es besteht also kein Grund zur Sorge, wenn man sich abwechslungsreich nach den 7 Regeln vegan ernährt. Sollte man aber wirklich bei der Versorgung mit EPA und DHA Sorge haben, dann kann man problemlos eine Nahrungsergänzung mit Algenöl wählen. Warum der Autor Fischölkapseln empfiehlt, die in der Regel mit toxischem Umweltgiften und Schwermetallen belastet sind, ist geradezu absurd.
„Greger ist vermutlich kein Betrüger, sondern bloss das Opfer einer selektiven Wahrnehmung. Seine Grossmutter hat dank der Pritikin-Diät (80 Prozent Kohlenhydrate, nur ganz wenig, mageres Fleisch, sehr wenig Fett) eine normalerweise tödliche Herzkrankheit überlebte. Greger selbst geht es mit seiner pflanzenbasierten Kost bestens und er erhält vermutlich laufend Zuschriften von Leuten, bei denen die vegane Diät Wunder gewirkt hat. Das ist nicht erstaunlich. Im Vergleich zur Normaldiät in den USA mit ihren Süssgetränken, Industrie-Food, Hormonfleisch ist eine Diät mit viel Gemüse, Früchte, Vollkornprodukten und Nüssen zweifellos eine Verbesserung. Zudem sind Diät-Umstellungen grundsätzlich gut, weil sie den Organismus zur Anpassung zwingen. Greger macht also immer wieder die Erfahrung, dass vegan gesund ist – und neigt dazu, diese „Wahrheit“ auch in den Studien zu finden.“
Kommentar: Weil es Greger mit veganer Ernährung gut geht und er dauernd Meldungen von Menschen erhält, denen es auch mit veganer Ernährung gut geht, macht ihn verdächtig. Eine absurdere Begründung gegen vegane Ernährung ist kaum mehr möglich. Greger auch nur in die Nähe eines Betrügers zu bringen, ist schon eine unverzeihliche Frechheit.
„Andererseits zeigt aber die Evolutionsgeschichte klar, dass der Mensch ein Allesfresser ist. Wir haben uns erst vom Affen zum Homo Sapiens entwickelt haben, nachdem uns ein rauheres Klima zum Jagen getragen hat und wir dank dem vermehrten Verzehr von tierischer Fette unsere Gehirnmasse um 50 Prozent steigern konnten. Bei der Entwicklung des Gehirns im Fötus spielt DHA auch heute noch eine entscheidende Rolle. Es ist deshalb wenig wahrscheinlich, dass zumindest ein massvoller Genuss von Fleisch grundsätzlich gesundheitsschädlich sein sollte – es sei dann, dass Fleisch stammt aus modernen Tierfabriken und ist mit Hormonen und Antibiotika verseucht.“
Kommentar: Es ist ein Märchen, dass Biofleisch merklich gesünder als konventionelles Fleisch sei. Der Hormongehalt ist immer identisch. Ausserdem sind Antibiotika nicht das Problem beim Verzehr von Fleisch, sondern die Bildung von Resistenzen während der Aufzucht der Tiere, so dass sich resistente Keime über die Bauern in die Bevölkerung und Krankenhäuser verbreiten können. Die These mit der Steigerung der Hirnmasse durch Fleisch in der Evolution ist längst widerlegt. Neueste Untersuchungen zeigen, dass reine Früchte-Fresser durchschnittlich 25 Prozent mehr Hirnmasse haben als Fleisch- oder Allesfresser: www.provegan.info/de/infothek/aktuelles/fruechte-fresser-haben-durchschnittlich-25-prozent-mehr-hirnmasse-als-fleisch-oder-allesfresser/
„Auf diese 6 Punkte kommt es an
Das schliesst allerdings nicht aus, dass viele Menschen aufblühen, von sie von ihrer «normalen» Kost zu einer veganen Diät wechseln. Bei einigen hält diese Verbesserung sogar an, wenn sie bei der neuen Diät bleiben. Allerdings braucht es dazu spezielle genetische Voraussetzungen und eine passende Darmflora. Vor allem sechs Punkte sind entscheidend.“
Kommentar: Völliger Unsinn.
„Erstens müssen Veganer in der Lage sein, pflanzliches Beta-Caroten etwa aus Möhren oder Süsskartoffeln Vitamin A (Retinol) umzuwandeln, wie es in Fleisch, vor allem in Leber reichlich vorkommt. Dazu brauchen wir ein spezielles Enzym (namens BCMOI), das aber etwa bei 45 Prozent der Menschen fehlt. (Ähnlich wie die meisten Asiaten keine Laktase bilden und damit Milchzucker nicht verwerten können.) Wem das BCMO1-Enzym fehlt, sollte deshalb lieber nicht Veganer werden. Die Symptome von Vitamin A Mangel sind etwa Schilddrüsen-Probleme, Nachtblindheit, schwache Immunabwehr mit Anfälligkeit auf Grippen etc. Auch Vegetarier sind gefährdet, denn Milchprodukte und Eier sind schlechte Vitamin-A- Lieferanten, vor allem im Vergleich zu Leber.“
Kommentar: Es stimmt zwar, dass das BCMO1-Enzym wichtig für die Umwandlung von Beta-Carotin in Vitamin A ist. Die Aussage, dass das Enzym bei einigen Menschen nicht vorhanden ist, stimmt nicht. Richtig ist vielmehr, dass bei einigen Menschen das Enzym eine geringere Aktivität aufweist, aber anscheinend immer noch genügend Vitamin A bildet. Denn ein Vitamin-A-Mangel ist bei Veganern bis jetzt noch nicht bekannt geworden. Sollte trotzdem ein Veganer Sorge um seine Versorgung mit Vitamin A haben, dann kann er seinen Vitamin-A-Status bestimmen lassen und problemlos ein veganes Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin A nutzen.
„Ein zweites Problem betrifft Vitamin K 2, das im Zusammenspiel mit Vitamin D 3 etwa für den Knochenaufbau wichtig ist, aber für die Insulin-Sensitvität der Zellen und für die Vorbeugung von Prostata- und Leberkrebs. Vitamin K 2 kommt fast nur in tierischer Nahrung vor (Ausnahmen fermentierter Soja, bzw. Natto). Zudem wird es von Darmbakterien hergestellt – sofern man über die passende Darmflore verfügt. Das ist zum Beispiel dann nicht mehr der Fall, wenn man Antibiotika einnimmt. Das macht Veganer sehr anfällig auf Vitamin-K-2-Mängel.“
Kommentar: Mir ist nicht bekannt, dass Veganer dauerhaft Antibiotika einnehmen und sich die Darmflora ruinieren. Mit dem Vitamin K1 aus pflanzlicher Nahrung kommt man als Veganer sehr gut aus. Wer aber trotzdem Sorge wegen Vitamin K2 hat, kann problemlos ein veganes Nahrungsergänzungspräparat mit Vitamin K2 nehmen oder fermentiertes Soja essen.
„Der dritte potentielle Schwachpunkt betrifft die Amylase, das Enzym in unseren Speichel, das für die Umwandlung von Stärke in Zucker wichtig ist. Bei Vegetariern und vor allem bei Veganer stammen oft 80 Prozent und mehr der Kalorien aus Stärke. Das muss kein Nachteil sein – ausser man ein – meist erblich bedingtes - Problem mit der Bildung von Amylase. Das betrifft vor allem Leute, deren Eltern und Ahnen viel Fleisch gegessen haben oder die im erst in fortgeschrittenen Alter zu Veganern werden. Wenn Menschen mit Amylase-Probleme zu viele Stärke zu sich nehmen, kann dies zu Übergewicht, hohen Blutzuckerwerten oder Diabetes führen.“
Kommentar: Das ist so ein Unfug, dass ich nicht näher darauf eingehen möchte.
„Viertens: Cholin bzw. Vitamin B 4. Es kommt vor allem in Eigelb, Leber, Meeresfrüchren und Muskelfleisch vor und in geringeren Mengen auch in Weizenkeimen, Sojabohnen und Nüssen. Zwar kann Cholin auch vom Körper selber gebildet werden, wenn die Nahrung genügend Folsäure enthält. Aber etwa 25 Prozent der Männer haben auch unter günstigen Voraussetzungen nicht die passende genetische Ausstattung, um genügend Cholin zu bilden. Frauen sind noch schlechter dran, denn sie haben vor allem während der Schwangerschaft oder wenn sie stillen, einen stark erhöhten Bedarf. Ein Unterversorgung mit Cholin kann unter anderem zu Frühgeburten sowie Muskel- und Leberschäden führen.“
Kommentar: Interessant ist, dass verschiedene Substanzen als Vitamin B4 bezeichnet werden. Standard-Lehrbücher verzichten darauf, die antiquierte Bezeichnung Vitamin B4 überhaupt aufzunehmen. Zudem ist Cholin kein richtiges Vitamin, da es im Körper selbst gebildet wird. Ausserdem findet man Cholin auch in pflanzlichen Nahrungsmitteln wie Getreide (z. B. Weizenkeime), Sojabohnen, Gemüse und Nüssen.
„Fünftens: Vitamin B 12 kommt praktisch nur in tierischen Produkten vor und kann von der Darmflora nur in seltenen Fällen hergestellt werden. Selbst Greger empfiehlt deshalb seinen Veganern die Einnahme eines Vitamin-B-12-Präparates.“
Kommentar: Was ist das Problem, wenn man ein B12-Nahrungsergänzungsmittel und/oder eine B12-Zahncreme verwendet? Alternativ können wir auch - so wie unsere Vorfahren - die Nahrung ungewaschen konsumieren, so dass wir über die dann massenhaft vorhandenen Bakterien unser Vitamin B12 aufnehmen. Allerdings hat unhygienisches Verhalten auch einige Nachteile, so dass ich eine Nahrungsergänzung bevorzuge.
„Unter dem Strich heisst das: Eine vegane Diät kann kurzfristig für viele dann gesund sein, wenn sie eine ungesundere Kost mit zu viel (ungesundem) Fleisch und Zucker ersetzt und weil Abwechslung immer gut tut, weil sie den Körper zu Anpassungen zwingt. Längerfristig hat wohl nur eine Minderheit der Menschen die genetischen Voraussetzung für eine vegane Diät. Deshalb: Rechtzeitig aufhören, wenn man sich dabei nicht wohl fühlt.“
Kommentar: Das ist wirklich völlig absurd. Ich war davon ausgegangen, dass mir alle absurden Argumente gegen eine vegane Ernährung schon bekannt seien. Aber was Herr Vontobel hier anbietet, ist in dieser Hinsicht schon erstaunlich. Die Krankenhäuser und Pflegeheime sind voller Patienten mit chronischen ernährungsbedingten Krankheiten, aber Herr Vontobel scheut vor keinem noch so absurden Argument zurück, um die Menschen von einer veganen Ernährung abzubringen.
„Wer – etwa aus ethischen Gründen – konsequent auf tierische Nahrung verzichten will, sollte folgendes beachten. Vitamin B 13 als Nahrungsergänzung nehmen. Mit pflanzlichen Fetten – wie etwa Sonnenblumenöl - sparsam umgehen. Grund: Zu viele Omega-6- Fette und dadurch ein schlechter Verhältnis von Omega 6 zu Omega 3. Zucker und raffinierte Mehle meiden. Viel Gemüse, frische Früchte und Vollkornprodukte.“
Kommentar: Dem letzten Absatz ist vollumfänglich zuzustimmen, zumal der Autor einen Link auf die ProVegan-Website mit den 7 Regeln der gesunden Ernährung angibt. Das ist sehr lobenswert, den so haben die Menschen wenigstens die Chance zu erfahren, wie den eine gesunde vegane Ernährung aussieht. Bei der Nennung von Vitamin B13 scheint er etwas durcheinander gekommen zu sein. Sicherlich hat er Vitamin B12 gemeint.