«Mich beschleicht der Verdacht, dass die guten Menschen, die sich (teilweise zwar durchaus verständlich) für Minderheitenrechte einsetzen, gegen Unmenschlichkeit auf die Barrikaden gehen, politisch inkorrekte Sprache und Schimpfwörter kritisieren, Safe Spaces auf Universitäten fordern, Transphobie und Homophobie anprangern und allerorts Nazis wittern, nur darauf gewartet haben: Nun sind sie an der Reihe, nun dürfen sie endlich auch einmal den Bauchgefühlen freien Lauf lassen, offen andere Menschen diskriminieren. Euphorisch und in Dauerschleife.»
«Während sich aber Medien in der Vergangenheit streckenweise gegen solche Kriegsmetaphorik wendeten und sie kritisierten, so halfen in der gegenwärtigen Krise etablierte Zeitungen der Politik, diesen Diskurs erbarmungslos voranzutreiben.»
«Da der Krieg aber immer einen greifbaren und sichtbaren Gegner braucht, wurde rasch ein anderer Gegner gefunden, der scheinbar gemeinsame Sache mit dem Erzfeind macht: Jene Menschen, die die Maßnahmen dieses Krieges kritisieren oder die eingesetzten Waffen im Kampf gegen das Virus teilweise oder ganz ablehnten.»
«Ein Großteil der ansonsten pazifistischen Linken fand mit einem Mal das martialische Säbelgerassel gut und richtig und jedes Mittel zur Pandemiebekämpfung legitim – inklusive Ausgrenzung, Freiheitseinschränkungen oder Lockdowns. Viele, die sich sonst links, solidarisch und tolerant gaben, wurden zu Abnickern drakonischer Überstaatlichkeit im Sinne eines überbordend-chaotischen Verordnungsautoritarismus.»
«Das bis zum Fetisch ausgeweitete Feindbild der „Linken“, nämlich „die Rechten“, wurde dabei derart undifferenziert als inflationäre Fremdzuschreibung verwendet, dass man im Diskurs etablierter Medien auf die Unterscheidung zwischen echten Neonazis und drangsalierten/besorgten Bürgerinnen und Bürgern vollkommen verzichtete.»
«Die eingeführten Zuschreibungen lauten dabei: rechts, rechtsextrem, Verschwörungstheoretiker, Impfgegner, Maßnahmengegner, Maskengegner, Schwurbler, Esoteriker usw. Übrigens alles Zuschreibungen, die kaum bis nie gegendert werden.»
«Rhetorische Entgleisungen verschiedenster Art fanden derart zahlreich statt, dass man kaum weiß, welche man zuerst zitieren soll, wobei jene mit entmenschlichendem Charakter besonders ins Auge stechen.»