«Das war meine Lektion aus dem Zweiten Weltkrieg: nie wieder Rassismus, nie wieder Völkermord, nie wieder Toleranz für die Intoleranz, nie wieder Appeasement.»
«Spät zwar, aber wirksam schien die Lektion aus der deutschen Geschichte gelebt zu werden: keine Toleranz für Völkermord.»
«Eskalationsgefahr ist auch im Ukraine-Krieg wieder das Hauptargument für eine Politik des Heraushaltens. Es ist ein verführerisches Argument, klingt so vernünftig. Aber es ist meist nicht zu Ende gedacht. Denn Eskalation droht auch ohne eine militärisch grundierte Allianz der Freiheit. Putin selbst eskaliert. Und je weniger Widerstand er bekommt, desto mehr. Oder ist es etwa keine Eskalation, wenn die Hauptstadt Kiew bombardiert wird? Wenn in Mariupol Frauen und Kinder ermordet werden? Wenn mit atomaren Schlägen gedroht wird? Zurückhaltung, Kompromissangebote, das Ausschließen bestimmter militärischer Optionen – das sind die Komponenten, die Autokraten und Diktatoren als Schwäche deuten, also als Ermutigung ihren aggressiven Weg fortzusetzen, kurz: als Einladung zu weiterer Eskalation.»
«Die Eskalationsvermeidungstheorie basiert auf der falschen Annahme, dass autokratische oder diktatorische Aggressoren sich zufriedengeben, wenn man ihnen durch Nichteingreifen die Erreichung ihres ersten Zieles ermögliche. Dafür spricht im Falle Putin sehr wenig. Mit der gleichen Naivität hat man ihm 2014 die Annexion der Krim ermöglicht. Was für Putin nur eine Lektion nahelegte: weitere Eskalation ist sinnvoll.»
«Das Problem dieser Strategie ist, dass mit jeder Woche des Wartens die Zahl der Opfer und die Massivität der einzusetzenden Mittel größer wird.»
«Am Ende geht es nicht um Friedensdemos, „Frieren für den Frieden“ und ein paar Wirtschaftssanktionen. Sondern es geht um die Frage, ob wir den Menschen, die ihre und unsere Freiheit in Kiew, in Mariupol oder bald in Odessa und Lwiw verteidigen, das geben, was sie wirklich brauchen. Und das tun wir – und mit uns die EU – bisher nicht.»
«Doch unsere Haltung erinnert schon ein wenig an den Polizisten, der auf der einen Straßenseite steht und beobachtet, wie auf der anderen Straßenseite ein Mensch überfallen wird – aber da drüben beginnt ein Bezirk, für den er nicht zuständig ist, also schimpft er nur und setzt seine Patrouille fort.»
«Die Menschen in der Ukraine fühlen sich in Stich gelassen. Wie würden wir uns fühlen, wenn Putin Berlin angriff und die Amerikaner sagten: „Wir können leider nichts tun, die Eskalationsgefahr ist einfach zu hoch“?»
«Der symbolische Moment dieser deutschen Distanziertheit war jener traurige Tag, als Wolodymyr Selenskyj im Deutschen Bundestag um konkrete Hilfe bat. Seine flehende Rede wurde ergriffen aufgenommen, danach ging man zur Tagesordnung über. Folgen? Keine. Hilfe? Nein. Verbittert brachte der mutige ukrainische Präsident die deutsche Haltung auf den Punkt: „Euer ‚Nie wieder‘ ist nichts wert“.»
«Das war der Tag, an dem ich begonnen habe zu fürchten, dass wir Deutschen die zweite Chance, die uns die Geschichte nach dem Nationalsozialismus gewährte, verspielen. In Mariupol brennen Häuser, Menschen hungern, Männer müssen sich vor russischen Soldaten demütigend ausziehen, Zivilisten werden gezielt erschossen, Kinder ermordet, Leichen liegen auf den Straßen. Und wir Deutschen sind leider nicht zuständig. Und üben uns in Gratis-Mut.»
«Vielleicht zieht unsere Regierung doch noch die richtigen Konsequenzen aus unserer Geschichte. Damit wir uns nicht eines Tages wieder schämen müssen, Deutsche zu sein.»