«Erstens: Der Staat ist per Grundgesetz dazu verpflichtet, Tiere zu schützen. Mit einem Label schafft er nicht nur etwas mehr Transparenz – er delegiert seine staatliche Verantwortung an Menschen im Supermarkt, die nun zwischen Empathie und Geldbeutel abwägen sollen. Der Staat legitimiert so Haltungsbedingungen, die man kaum noch erbärmlich nennen kann. Der Unterschied zwischen der niedrigsten und der zweiten von fünf Haltungsstufen beträgt bei Schweinen 20 Prozent mehr Platz; über Krankheiten und Leiden in der Mast, über die Bedingungen auf dem Transport und im Schlachthof verrät das Label gar nichts.»
«Zweitens: Wer die Wahl hat zwischen verschieden erbärmlichen Haltungsbedingungen, isst nicht unbedingt weniger Fleisch. Genau das ist aber erforderlich: weniger Konsum von tierischen Produkten. Denn neben dem eklatanten Tierschutzproblem gibt es in der Tierhaltung noch das nicht weniger eklatante Umwelt- und Klimaproblem. Soja aus Brasilien, Weizen aus der EU in den Futtertrögen, Regenwaldvernichtung, Pestizid- und Düngereinsatz, Bodenverarmung, Gülle im Grundwasser, Antibiotikaresistenzen sind nur Beispiele für die immensen Kollateralschäden eines hohen Fleischkonsums. Die Konsequenz kann nur heißen: Wir müssen raus aus der Turbo-Tierproduktion.»
«Dazu braucht es eine bessere Aufklärung über die (auch gesundheitlichen) Folgen des Fleischkonsums. Ehrlichere Preise, inklusive einer gerechteren Besteuerung mit dem regulären Satz. Eine deutliche Anhebung der gesetzlichen Mindeststandards. Ein Ende von Subventionen für Mega-Ställe auf unterstem Tierschutzniveau. Eine EU-weite Kennzeichnungspflicht.»
Anmerkung: Wir leben in einer solch absurden Welt, dass selbst grobe Absurditäten wie ein «Tierwohl»-Label nicht mehr als Absurdität auffallen. Da werden Tiere unter übelsten Bedingungen ihr Leben lang gefangen gehalten, vergewaltigt, ausgebeutet und als Kinder ermordet und dann verbindet alle diese Verbrechen dann noch mit dem Begriff «Tierwohl»! Ganz und gar unfassbar ist die absurde Dreistigkeit, die Verbrechen an den Tieren noch in verschiedene «Tierwohl»-Kategorien einzuteilen.