«Tatsächlich haben die intensiven Recherchen gezeigt: Hier versagt letztlich die Politik. An schönen Worten über eine bessere Tierhaltung (in Zukunft, versteht sich) fehlt es nicht. Aber an Gesetzen, die das auch ermöglichen. Viele Landwirte dürfen gar keine besseren Ställe für ihre Tiere bauen - dagegen stehen oft das Baurecht und das Emissionsschutzrecht. Ein grünes Dilemma: Bessere Tierhaltung ist oft schlechter für Umwelt und Klima.
Ohnehin haben deutsche Bauern damit keine Chance gegen die billigere Konkurrenz aus dem Ausland: Wird Geflügelfleisch nicht roh eingeführt, muss die Herkunft nicht deklariert werden. Deutsches Fleisch aus Polen und Brasilien. Das erfährt natürlich niemand. Für den Hauptabnehmer - die Gastronomie - gibt es keine Deklarationspflicht woher Fleisch kommt, oder gar, wie die Tiere dafür gelebt haben. Eine Gesetzeslücke von vielen, zum Nachteil der Landwirte und Verbraucher in Deutschland.
Die Zukunft allerdings, so haben die Recherchen ergeben, sieht wohl ohnehin ganz anders aus: Fleischersatzprodukte liegen gut im Rennen. Auch ohne Soja aus Brasilien. Und noch etwas ist auf dem Weg: Gezüchtetes Fleisch ohne den Umweg über das lebende Tier. Das ist ein großartiger Fortschritt für die Gesundheit, das Klima und nicht zuletzt - die Tiere. 623 Millionen Hähnchen wurden 2020 in Deutschland verbraucht. Eine gewaltige Zahl, und die Nachfrage steigt.
Eines ist mir angesichts dieser und der Dimensionen, die im Film gezeigt werden, immer wieder in den Sinn gekommen, vor allem in den Fleischfabriken: 15.000 geschlachtete Hähnchen in der Stunde sind letztlich auch: 15.000 mal ein Leben.»
https://www.zdf.de/dokumentation/37-grad/37-taeglich-ein-tier-100.html