«2020 war das, wenige Monate nach dem Corona-Ausbruch. McDonald‘s verkaufte den McPlant, einen veganen Burger, Supermärkte reservierten ganze Kühlregale für Fleischersatzprodukte und Berliner Baristas nutzten standardmäßig Hafer- statt Kuhmilch.»
«Heute ist die Welt eine andere: McDonald‘s verkauft den McPlant nicht mehr, die Zahl der Lebensmittel-Start-ups nimmt in Deutschland ab – und immer mehr Hersteller berichten von Problemen. Jüngstes Beispiel: Beyond Meat, früher Hersteller des McPlants und der wohl bekannteste Anbieter von Fleischersatzprodukten. Die Kalifornier kündigten nun an, knapp ein Fünftel ihrer etwa 1000 Mitarbeiter zu entlassen. Außerdem müssen vier Top-Manager gehen (darunter der umstrittene COO Doug Ramsey, der im September einem Passanten in die Nase gebissen hatte).»
«Beyond Meat rechnete zu Jahresbeginn noch mit einem Wachstum von 33 Prozent für 2022. Stattdessen fiel der Umsatz im vergangenen Quartal um 22 Prozent – und letztlich war sogar der Verlust größer als der Umsatz. Fürs Gesamtjahr dürfte das Umsatzwachstum immerhin im niedrigen einstelligen Prozentbereich liegen. Ähnlich sieht es beim gefeierten Hafermilchproduzenten Oatly aus, der bis Oktober doppelt so viel Geld verbrannte wie im Vorjahreszeitraum.»
«Probleme haben die Hersteller vor allem im wichtigen Antriebsmarkt USA. Laut Analysehaus Mizuho Americas werden dort seit 22 Monaten in Folge weniger Tierersatzprodukte hergestellt. Dazu zählen Fleisch-, aber auch Milchsubstitute.»
«In den USA gibt es aber noch einen zweiten wichtigen Effekt, der etwas mit Politik zu tun hat. Fleischersatz wird dort häufig als „woke“ betrachtet, wer ihn konsumiert, entsprechend als links. Die Polarisierung im Land führt dazu, dass die Produkte für Teile der Gesellschaft ungenießbar werden.»
«Nebenbei verfängt aber auch das Versprechen immer weniger, dass die pflanzlichen Produkte gesünder und kalorienärmer seien. Faktisch sind sie das in der Regel nur selten.»
«Nichtsdestotrotz, und das ist wichtig, wächst die Branche in vielen Teilen weiter. In Deutschland etwa beobachten die Konsumforscher der GfK ein wachsendes Interesse, das sich allenfalls vorübergehend abgekühlt hat.»
«Dass Fleischalternativprodukte in Sachen Nachfrage gegenüber dem Gesamtmarkt trotzdem besser abschneiden, erklärt Kecskes durch die Inflation: „Wir sehen starke Preiserhöhungen bei konventionellem Fleisch, zum Beispiel bei Rind, das im August 22 Prozent angezogen hat. Bei Fleischersatz waren es nur 2,8 Prozent. Auch diese Entwicklung stärkt natürlich den Konsum von Fleischersatzprodukten.“ Aktuell liege ein Kilo Frischfleisch bei etwa 9,17 Euro, ein Kilo Fleischersatz koste durchschnittlich 12 Euro – und die Differenz wird aktuell Monat für Monat geringer.»
Anmerkung: Ich sehe mehrere Probleme mit Fleischersatzprodukten. Ersatzprodukte werden in der normalen Bevölkerung mit veganer Ernährung gleichgesetzt. Leider ist sogar der Eindruck entstanden, dass eine vegane Ernährung ohne Ersatzprodukte nicht möglich sei. Gleichzeitig wird immer bekannter, dass vegan nicht automatisch auch gesund bedeutet und der gesundheitliche Wert von Ersatzprodukten äusserst begrenzt bis nicht vorhanden ist. Der hohe ethische Wert von Ersatzprodukten interessiert kaum jemanden, weil sich die Mehrheit der Menschen weder für das Schicksal der Tiere noch für Umwelt, Klima und Welthunger interessieren. Daher haben Ersatzprodukte langfristig nur eine Chance, wenn sie preislich mithalten können.
Schade, dass eine vollwertige vegane Ernährung ohne hochverarbeitete Industrieprodukte als gesündeste Ernährung kaum Beachtung findet.